Aachener Nachrichten, 17.07.2013
...„Ich habe viel im Ausland gelebt, unter anderem fünf Jahre in Asien und reise gern. Die Kultur und Farben der Länder im Bild festzuhalten, die Sehnsucht nach der Ferne festzuhalten und ein atmosphärisches Lebensgefühl auszudrücken, das ist mein Wunsch“, erklärt Künstlerin Dorothee Schmidt. Ihr Bild „Cuba“ macht deutlich, mit welcher Leidenschaft Schmidt in der Welt unterwegs ist. „Auf Kuba könnte ich mir vorstellen zu leben“, sagt die Malerin. …

Andrang im Atelierhaus: Geschäftsführerin Nadya Bascha ( vorne, 2.v.r. ) eröffnete die Ausstellung „Intercultura“. Foto: Martin Ratajczak
(Auszug aus dem Artikel „Kunstwerke mit Migrationshintergrund“ von Nina Krüsmann) Den ganzen Artikel finden Sie unter „Aktuelles“ oder hier… http://www.aachenernachrichten.de/lokales/aachen/kunstwerke-mit-migrationshintergrund-1.619116
Dr. Adam C. Oellers, Museen der Stadt Aachen
„In der künstlerischen Arbeit von Dorothee Schmidt begegnen sich zwei scheinbar weit von einander entfernte Kulturkreise. Nach ersten autodidaktischen Beschäftigungen erfährt sie ab 2003 - parallel zu ihrer Arbeit im Entwicklungsdienst in Südostasien - eine Ausbildung bei anerkannten Malern in Myanmar und Sri Lanka. Dort erlebt sie eine farbenprächtige Malerei, die sich zwischen atmosphärischem Realismus und flächenhafter, ornamentaler Abstrahierung bewegt.
In ihrer eigenen Malerei hat sich Dorothee Schmidt vor allem der stark bewegten Farbigkeit angenommen, hat sie vielfach zu malerischen Schichtungen reduziert, die ein farbiges Stimmungsbild erlebter Eindrücke widerspiegeln können. Die Palette reicht dabei von einem kontrastierend bunten Farbreichtum bis zu den stärker der Monochromie zugewandten Arbeiten.
Neben diesen vertikal und horizontal angelegten Schichtbildern, in denen zugleich ein westliches Kalkül ausgewogener Komposition spürbar wird, entstehen gelegentlich auch gegenständliche Malereien, die sich durch eine kräftige, einheitlich und großflächig aufgetragene Farbgebung auszeichnen.
Zu Dorothee Schmidts Arbeiten gehören auch zahlreiche Fotoarbeiten, die meist in Asien vor Ort geschaffen wurden. Das Spektrum reicht hier von Leuchtbildern nächtlicher Großstadtstraßen bis hin zu Werken, die sich explizit mit der dortigen gesellschaftlichen Situation auseinandersetzen.
So zeigt die Fotoserie der Musahars (der „Rattenfresser“) Porträtaufnahmen von Frauen, die zu den Ausgestoßenen und den ärmsten Menschen Indiens gehören. Die Künstlerin zeigt diese Porträts als pure Konfrontation oder in einem übermalten Zustand, der die Gesichter der Frauen erst wie durch einen schwarzen Farbschleier aufscheinen lässt. Schließlich entstehen auch verschiedene Collagen und Materialbilder, die meist aus Farbschichten, Druckpapieren oder Baustoffen zusammengesetzt sind. Sie wirken wie Ausschnitte von verwitterten, aufgebrochenen Mauern und Oberflächen, lassen die Vergänglichkeit in allem Gebauten und Geschaffenen erspüren.“
(Januar 2013)

Dr. Dirk Tölke, Kunsthistoriker
„Dorothee Schmidt, die in Myanmar und Sri Lanka Kunstausbildungserfahrungen gewonnen hat, hat mit dem Thema der Brücke eine abstrakte Verknüpfung von europäischer flächengraphischer Struktur mit einer
gelb-orangen asiatischen Farbigkeit gefunden. Während Natur in Europa als äußere Erscheinungsform der Objekte begriffen wird, wird sie in Asien als ein Ausgleich von Gegensätzen, von Polen ein und derselben Sache empfunden. Ein solcher Ausgleich findet im Sinne von Yin und Yang in den Farbkontrasten und im Verhältnis von dünnen Linien und breiten Streifen statt.“
(Auszug aus der Eröffnungsrede, Jahresausstellung
Dezember 2012, Atelierhaus
Aachen)
„Die Brücke“, 60x80, Öl auf Leinwand
Nadya Bascha, Geschäftsführerin Atelierhaus Aachen
„Urbane Räume, Natur und Menschen sind Themen des Werkes von Dorothee Schmidt. Die Künstlerin greift darin Motive aus ihren zahlreichen Auslandsreisen und -aufenthalten auf. Dabei nähert sie sich sozialkritisch gesellschaftlichen Aspekten und zeigt kulturtypische Kontexteauf. Ihre Landschaftsmotive sind häufig abstrahiert, in Form von farbenintensiver Malerei oder reliefartigen Collagen. Die Collagen sind von poetischer Zartheit.“(Auszug aus der Eröffnungsrede, Jahresausstellung Dezember 2013, Atelierhaus Aachen)
Gedanken von Mechthild Hüsch zu den Arbeiten von Dorothee Schmidt

„You Have Mail I“, 40x60 cm, Mixed Media auf Leinwand
in alle weltvernetzt
von ort zu ort
von mensch zu mensch
selbst traurige nachrichten
werden von leuchtend frohen bildern markiert
stempel machen jede botschaft amtlich
wie wertvoll
mit ein paar cent
erreichbar zu sein
jeder brief
ein kunststück

Frauen II, aus der Werkreihe „Musahars-Rattenfresser“, 40x60 cm, Fotoübermalung auf Holz
unberührbar
unten
ganz unten
wo nichts mehr drunter passt
da leben die rattenfresser
ohne aufregung
ohne lachen
ohne hoffnung
wer aber
sucht mit ihnen
den schmalen pfad
in die zukunft
für ihre kinder
ein neues leben
in würde
(Vortrag während der Ausstellung „Musahars – Rattenfresser“, Aachener Kunstroute 2010)