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Aachener Nachrichten 12.03.2021

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Aachener Nachrichten 12.07.2019

Alexandra Simon-Tönges, Kunsthistorikerin

Einführungsrede zur Ausstellung                     Dorothee Schmidt: Weitsicht

BBK Aachen, 5. Oktober 2018
 

Alles begann mit geometrischen Farbfeldern, mit quadratischen und rechteckigen Rasterstrukturen und mit der Vorliebe für die reliefartige Struktur von Farbe. Und hier zeigt Dorothee Schmidt mit der Ausstellung Weitsicht ein bisschen von dem, was daraus wurde und wie sie ihre Passion weiterentwickelte. Die abstrakten Farbflächen entwickelten sich über die Jahre hin zur Figuration (siehe Tulpenfelder in den Niederlanden, Straßenszene in Kuba, Häuser in Cordoba (Argentinien)) und wieder zurück zur Abstraktion. Hinzu kam die Faszination für Weiß, gerne ein pastoses Weiß, aber noch viel lieber ein Lasurweiß. So trägt sie hier in zahlreichen Schichten dunkle Farbe, meist Braun- und Blautöne auf die Leinwand auf und als letzte Schicht folgt Weiß, das sie mit der Rakel breit und flächig (mit Unterbrechungen und leichten Bewegungen) über die zugrundeliegenden Schichten zieht. Diese oberste Farbschicht (meist das Lasurweiß, hin und wieder auch ein pastoses Weiß) ergibt im Zusammenspiel mit den darunterliegenden Farben ein blau schimmerndes, sehr kühles Weiß. Diese abschließend aufgetragene Farbe gibt den Gemälden ihren ganz besonderen Charakter: Die transparente Schicht und die pastosen zugrundeliegenden Schichten mischen sich optisch im Auge des Betrachters miteinander und verleihen der Ölmalerei eine besondere Brillanz und Tiefe. Durch den Weißauftrag erhält die zurückhaltende Farbpalette im Hintergrund einen vielfarbigen Farbschimmer. So entsteht nicht nur eine reliefartige Struktur auf der Leinwand, sondern die sich ergebenden Formen (Gitterstrukturen, Quadrate), – erscheinen als Raumillusion. Durch das Verhältnis von hellen und dunklen Partien, von vertikal und horizontal laufenden Farbaufträgen werden zudem Landschaftsassoziationen geweckt. Verstärkt wird dieser Effekt durch die immer wiederkehrende horizontale Teilung der Gemäldehälften in oben und unten. Vertikale Schattierungen verwandeln sich zu Meer, Wolken und Horizont, senkrechte Farbspuren erinnern an Bäume oder Menschen – aus schemenhaften Elementen erwachsen so Landschaften.
Dorothee Schmidt liegt es jedoch fern, sich als Landschaftsmalerin zu bezeichnen. So wenig wie sie eine bestimmte Landschaft darstellen möchte, so wenig ist es der reine Illusionismus, der sie interessiert. Ihr Interesse gilt zwar der Darstellung von Tiefe auf der Fläche, es geht aber nicht um eine bestimmte Topografie oder einen geografischen Raum, sondern darum, mit malerischen Mitteln ein Raumgefühl zu erzeugen. Es geht ihr um die Gratwanderung von abstrakter Farbfläche und räumlicher Wahrnehmung.
Bei den Tulpenfeldern sehen wir zwar eine spezifische, zuvor fotografierte Landschaft. Es ist nicht die idyllische oder die pittoreske Landschaft, die wir vor uns sehen. Es ist eher ein Land, das nahezu industriell genutzt wird. Es ist mit fester Kontur und stabiler Form, ganz klar in seiner Bestimmtheit. Diese Landschaft ist klar strukturiert und macht ganz deutlich, wie räumliches Sehen funktioniert, wo es anfängt und wo es aufhört. Nach hinten wird es abstrakter und diese Abstraktion wird dann wieder abrupt unterbrochen von den vor dem Wald im Hintergrund fahrenden Autos. Die Landschaft löst sich in der Tiefe auf und wird dann doch wieder von Gegenständlichkeit eingefangen. Dies ist nicht die erhabene Landschaft wie sie die Maler der Romantik dargestellt haben, die Tulpe wirkt hier auch nicht wie der Inbegriff von Kostbarkeit (wie wir es aus den niederländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts kennen), sondern wie ein Stück Land, das der Mensch sich angeeignet hat, das nur noch Nutzfläche ist – und zugleich aber ein lebendiges Farbenspiel darbietet.
So sehen wir, dass die Tulpenfelder und die abstrakten Gemälde im Ergebnis zwar sehr unterschiedliche Gemälde sind, aber die Gestaltungselemente sind sehr ähnlich.
Die abstrakten Gemälde gewinnen ihre ästhetische Spannung durch das Aufschimmern von Figuration in der Abstraktion, durch diesen Schwebezustand zwischen Farbfläche und Landschaft, dadurch, dass Landschaft nur erahnt oder erspürt werden kann. Diese Gemälde fordern unser Assoziationsvermögens heraus – und sie zeigen uns wie Wahrnehmung funktioniert. Wir deuten sie aus unserer visuellen Wahrnehmungserfahrung heraus, von individuellem Denken und Erleben bestimmt. So sind wir erst durch eine Vielzahl von Betrachtungen realer Landschaft in der Lage, in einem abstrakten Gemälde Landschaft zu erkennen. Voraussetzung dafür ist unsere Fähigkeit einer ästhetischen Wahrnehmung, die mehr umfasst, als das reine Sehen, das der Orientierung in der Welt dient.
Während der Betrachter in das Gemälde eingetaucht ist und die Tiefe des Raumes schaut, wird er durch die sich abhebende Farbe im nächsten Moment wieder auf die Farbfläche zurückgeworfen. Die pastosen Farbspuren brechen den Illusionismus wieder auf, führen uns sogleich zurück an die Oberfläche und zur reinen Malerei. Auf diese Weise sehen wir nie nur die Landschaft, sondern auch immer die Malerei. Und damit sind wir wieder bei Doros Thema und ihren malerischen Spielarten, mit denen sie aufzeigt, welche malerischen Möglichkeiten es gibt, Raumwirkung auf der Fläche zu schaffen.
Alexandra Simon-Tönges, M.A. Kunsthistorikerin

„Die Brücke“, 60x80, Öl auf Leinwand

Aachener Nachrichten, 17.07.2013

...„Ich habe viel im Ausland gelebt, unter anderem fünf Jahre in Asien und reise gern. Die Kultur und Farben der Länder im Bild festzuhalten, die Sehnsucht nach der Ferne festzuhalten und ein atmosphärisches Lebensgefühl auszudrücken, das ist mein Wunsch“, erklärt Künstlerin Dorothee Schmidt. Ihr Bild „Cuba“ macht deutlich, mit welcher Leidenschaft Schmidt in der Welt unterwegs ist. „Auf Kuba könnte ich mir vorstellen zu leben“, sagt die Malerin. …

Andrang im Atelierhaus: Geschäftsführerin Nadya Bascha ( vorne, 2.v.r. ) eröffnete die Ausstellung „Intercultura“. Foto: Martin Ratajczak

 

(Auszug aus dem Artikel „Kunstwerke mit Migrationshintergrund“ von Nina Krüsmann) Den ganzen Artikel finden Sie unter „Aktuelles“ oder hier… http://www.aachenernachrichten.de/lokales/aachen/kunstwerke-mit-migrationshintergrund-1.619116

Dr. Adam C. Oellers, Museen der Stadt Aachen
„In der künstlerischen Arbeit von Dorothee Schmidt begegnen sich zwei scheinbar weit von einander entfernte Kulturkreise. Nach ersten autodidaktischen Beschäftigungen erfährt sie ab 2003 - parallel zu ihrer Arbeit im Entwicklungsdienst in Südostasien - eine Ausbildung bei anerkannten Malern in Myanmar und Sri Lanka. Dort erlebt sie eine farbenprächtige Malerei, die sich zwischen atmosphärischem Realismus und flächenhafter, ornamentaler Abstrahierung bewegt.
In ihrer eigenen Malerei hat sich Dorothee Schmidt vor allem der stark bewegten Farbigkeit angenommen, hat sie vielfach zu malerischen Schichtungen reduziert, die ein farbiges Stimmungsbild erlebter Eindrücke widerspiegeln können. Die Palette reicht dabei von einem kontrastierend bunten Farbreichtum bis zu den stärker der Monochromie zugewandten Arbeiten.
Neben diesen vertikal und horizontal angelegten Schichtbildern, in denen zugleich ein westliches Kalkül ausgewogener Komposition spürbar wird, entstehen gelegentlich auch gegenständliche Malereien, die sich durch eine kräftige, einheitlich und großflächig aufgetragene Farbgebung auszeichnen.
Zu Dorothee Schmidts Arbeiten gehören auch zahlreiche Fotoarbeiten, die meist in Asien vor Ort geschaffen wurden. Das Spektrum reicht hier von Leuchtbildern nächtlicher Großstadtstraßen bis hin zu Werken, die sich explizit mit der dortigen gesellschaftlichen Situation auseinandersetzen.
So zeigt die Fotoserie der Musahars (der „Rattenfresser“) Porträtaufnahmen von Frauen, die zu den Ausgestoßenen und den ärmsten Menschen Indiens gehören. Die Künstlerin zeigt diese Porträts als pure Konfrontation oder in einem übermalten Zustand, der die Gesichter der Frauen erst wie durch einen schwarzen Farbschleier aufscheinen lässt. Schließlich entstehen auch verschiedene Collagen und Materialbilder, die meist aus Farbschichten, Druckpapieren oder Baustoffen zusammengesetzt sind. Sie wirken wie Ausschnitte von verwitterten, aufgebrochenen Mauern und Oberflächen, lassen die Vergänglichkeit in allem Gebauten und Geschaffenen erspüren.“
(Januar 2013)

Dr. Dirk Tölke, Kunsthistoriker
„Dorothee Schmidt, die in Myanmar und Sri Lanka Kunstausbildungserfahrungen gewonnen hat, hat mit dem Thema der Brücke eine abstrakte Verknüpfung von europäischer flächengraphischer Struktur mit einer

gelb-orangen asiatischen Farbigkeit gefunden. Während Natur in Europa als äußere Erscheinungsform der Objekte begriffen wird, wird sie in Asien als ein Ausgleich von Gegensätzen, von Polen ein und derselben Sache empfunden. Ein solcher Ausgleich findet im Sinne von Yin und Yang in den Farbkontrasten und im Verhältnis von dünnen Linien und breiten Streifen statt.“
(Auszug aus der Eröffnungsrede, Jahresausstellung
Dezember 2012, Atelierhaus
Aachen)

Nadya Bascha, Geschäftsführerin Atelierhaus Aachen

„Urbane Räume, Natur und Menschen sind Themen des Werkes von Dorothee Schmidt. Die Künstlerin greift darin Motive aus ihren zahlreichen Auslandsreisen und -aufenthalten auf. Dabei nähert sie sich sozialkritisch gesellschaftlichen Aspekten und zeigt kulturtypische Kontexteauf. Ihre Landschaftsmotive sind häufig abstrahiert, in Form von farbenintensiver Malerei oder reliefartigen Collagen. Die Collagen sind von poetischer Zartheit.“(Auszug aus der Eröffnungsrede, Jahresausstellung Dezember 2013, Atelierhaus Aachen)

Gedanken von Mechthild Hüsch zu den Arbeiten von Dorothee Schmidt

„You Have Mail I“, 40x60 cm, Mixed Media auf Leinwand

 

 

in alle weltvernetzt

 

von ort zu ort

 

von mensch zu mensch

 

selbst traurige nachrichten

 

werden von leuchtend frohen bildern markiert

 

stempel machen jede botschaft amtlich

 

wie wertvoll

 

mit ein paar cent

 

erreichbar zu sein

 

jeder brief

 

ein kunststück

 

Frauen II, aus der Werkreihe „Musahars-Rattenfresser“, 40x60 cm, Fotoübermalung auf Holz

 

 

unberührbar

 

unten

ganz unten

wo nichts mehr drunter passt

da leben die rattenfresser

 

ohne aufregung

ohne lachen

ohne hoffnung

 

wer aber

sucht mit ihnen

den schmalen pfad

in die zukunft

 

für ihre kinder

ein neues leben

in würde

 

(Vortrag während der Ausstellung „Musahars – Rattenfresser“, Aachener Kunstroute 2010)

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